Beeindruckend ist die Gesamtsilhouette der Stiftskirche in Enger mit den drei gleich hohen Giebeln auf beiden Seiten, die dem Baukörper auf den ersten Blick ein einheitliches Erscheinungsbild geben. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass das Querschiff über die Flucht der Langhauswände hinausragt und ebenso wie die Apsis romanischen Ursprungs ist.
Seit über 1200 Jahren erhebt sich an dieser Stelle ein Kirchengebäude. Wie für christliche Kirchen üblich, folgt es in der Längsachse einer Ost-West-Ausrichtung. Größe und architektonische Gestalt des Gotteshauses wandelten sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder. Es gab fünf Bauten.
Der erste Kirchenbau in Enger, eine schlichte kleine Saalkirche ist um 800 als Eigenkirche eines sächsischen Adeligen errichtet worden. Die örtliche Überlieferung sieht in Sachsenherzog Widukind den Erbauer dieser Kirche.
Im Zusammenhang mit der Gründung eines Kanoniker-Stifts vor dem Jahre 947 durch Königin Mathilde wurde die Kirche erstmals um- und ausgebaut (948-968). In den rechteckigen Chro der älteren Saalkirche fügte man eine Krypta ein. Bei späteren Umbauten wude die Krypta wieder entfernt.
Der dritte Bau entstand im 11. Jh. Die einschiffige Kirche wurde nach Osten hin durch ein Querhaus, Chorjoch und eine halbrunde Apsis ergänzt. Der Grundriss war nun kreuzförmig.
Eine umfangreiche Erweiterung nahmen die Chorherren des Dionysiusstifts mit dem Bau der Basilika um 1200 vor. Es handelte sich um einen gleichfalls kreuzförmigen Bau mit rechteckigem Chorjoch, halbrunder Apsis und dreischiffigem, gewölbten Langhaus, jedoch in deutlich größeren Abmessungen.
An der Westseite dieses romanischen Baus fanden sich Fundamente eines massigen Turms. Nach der weitreichenden Zerstörung des westlichen Teils der Basilika bei kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 1305, errichtete man den gotischen Folgebau mit einem im Westen verkürzten Langhaus und ohne Turm. Lediglich ein Dachreiter auf dem Kirchendach über der Vierun stammt aus jener Zeit. Querhaus und Chor blieben in ihrer romanischen Gestalt fast unbeschadet erhalten.
Vom 18. bis 20. Jh. kamen dann weitere Veränderungen hinzu, z.B. zwischen 1865 und 1915 Restaurierungsarbeiten, bei denen u.a. eine Vorhalle vor dem Westeingang erbaut wurden. Kirchenmaler Brinkmann und Rüter schufen neugotische Verzierungen der Kreuzgewölbe sowie neuromanische Ausmalungen in der Wölbung des Chorraums.