Kurzvorstellung
Sie besuchen mit der ehemaligen Klosterkirche den einzig erhaltenen rein gotischen Kirchenbau Höxters. Die zweischiffige gotische Stufenhalle von vier Jochen, in einer pseudobasilikalen Form mit einem hohen Hauptschiff und einem schmäleren, deutlich niedrigeren Seitenschiff im Süden stammt aus der Mitte des 13.Jhds. Der Mönchschor wird durch einen baldachinartigen steinernen Lettner vom Laienschiff getrennt des letzten seiner Art in Westfalen. Der Dachreiter mit seiner barocken Formgebung bietet Platz für eine Glocke, die auch heute noch von Hand mit einem in der Mitte des Hauptschiffs herabhängenden Glockenseil geläutet wird. In den Sommerferien wird die Marienkirche als Sommerkirche genutzt.
Weitere Informationen
Mit der Ausbreitung der Franziskaner in Mitteleuropa im 13.Jhd. wurde das Minoritenkloster 1248 an dem nordöstlichen Stadttor gegründet. Die Grundsteinlegung der Kirche wird für das Jahr 1250 beurkundet und 1283 ihre Einweihung. Vermutet wird jedoch, dass dies die Einweihung einer zweiten Kirche war als Folge eines Stadtbrandes, die der ersten Kirche zum Opfer gefallen war.
Anfang des 14. Jhd. wurde sie erweitert (verlängert) und 1320 erneut eingeweiht. 300 Jahre lang gibt es kaum Aufzeichnungen über Kirche und Kloster bis zum Jahre 1573. Da wurde das Klostergebäude als Ergebnis der Reformationskämpfe bis auf den Grund zerstört. Die Kirche blieb stehen aber ohne die notwendige Unterhaltung. Im Zuge eines Neubaus des Klosters Anfang des 17.Jhd. wurde auch die Kirche wieder hergerichtet, die sich in einem jämmerlichen Zustand befand.
1783 erfolgte wieder eine gründliche Renovierung. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehen Kloster und Kirche 1804 wieder in den Besitz der Stadt über. Es folgte nun eine lange Zeit der Zweckentfremdung bis 1950 – 1952 die Kirche wieder von Grund auf restauriert und ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt wurde. Anfang der 1980er Jahre wurde im Rahmen des Umbaus des alten Klostergebäudes zum neuen Gemeindezentrum noch einmal die Kirche restauriert und dabei auch verputzt.
Besonderheiten
Die Marienkirche nimmt unter den Gotteshäusern der Stadt Höxter eine Sonderstellung ein. Nicht nur weil sie eine Ordenskirche war, die einzige erhaltene rein gotische Kirche, die seit dem Beginn des 14.Jhds. keiner nennenswerten baulichen Veränderung unterworfen wurde, sondern wegen ihrer wechselvollen Nutzungen (Zweckentfremdung) in den gut letzten 250 Jahren.
1757 dient die Brüderkirche unter französischer Besatzung längere Zeit als Lazarett. 1812 wurde die Kirche zu Gunsten des Schulfonds versteigert. 600 Taler boten einige Höxteraner auf, um das Bauwerk für die evangelische Gemeinde zu erhalten. 1817 kaufte Johann Gottfried Klingemann die Kirche. Sie diente als Lagerraum und wurde dadurch vor dem Abbruch bewahrt. 1850 kaufte die ev. Gemeinde die Kirche. Aus Geldmangel kam es zu keiner Restaurierung. Sie wurde wieder verpachtet. Die ersten Ruderboote des Rudervereins Höxter fanden hier 1898 kurzzeitig Schutz. 1922 eingebaute Leichenkammer des Marienstiftes. Ab 1980 vermehrte Nutzung für kirchenmusikalische Veranstaltungen.