Warendorf, Christuskirche

Ev. Christuskirche in Warendorf

„Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein…“ Mit diesem Lied betrat am 6. Juli 1889 die evangelische Gemeinde ihre neue, „richtige“ Kirche durch das Turmportal. Über 100 Jahre später erfasst den Besucher derselbe Eindruck eines festlichen und gleichzeitig intimen Raumes: Der charakteristische Klang der Stahlglocken, der feine Terrazzoboden mit einer Blüte, die geschnitzen Türen öffnen sich und lenken den Blick auf die farbigen, warm leuchtenden Fenster, in der Mitte der segnende, auferstandene Christus. Die neugotischen Prinzipalstücke – der Altar samt Kreuz, die Kanzel aus Holz und der Taufstein – stehen och an ihren Plätzen im gewölbten Chorraum. Da sind die Bänke mit ihren geschnitzten Wangen, über der Emporenbrüstung mit ihren Bögen erhebt sich im Turm der Orgelprospekt, Ziegelgliederungen und eine aufwendig gestaltete Holzdecke mit geheimnisvollen drachenkopfartig geschnitzten Balkenenden bestimmen den Raum.

Die kleine, schlichte Christuskirche hat den Charakter ihrer Erbauungszeit bewahrt: Die nahezu vollständig erhaltenen Ausstattungsstücke prägen ihn: so die Liedanzeigetafeln, die sich zum neugotischen Gesamtkonzept einordnen, oder die versilberte Taufschale mit ihrer Einladung „Lasset die Kindlein zu mir kommen…“

Natürlich gibt es beim genauen Hinsehen bzw. Hinhören Veränderungen. Der Altar besaß früher einen Giebelaufsatz, auf dem das Kreuz bis vor das Chorfenster ragte. Auch seine seitlichen Schranken mussten bei einer ersten Renovierung 1953 weichen. Hinter dem Orgelprospekt befindet sich ein neues Werk.

In Westfalen seinesgleichen sucht der schmiedeeiserne Kronleuchter aus einer ganz anderen Zeit: Zum Anlass des 125-jährigen Gemeindejubiläums 1953 schuf der heimatvertriebene schlesische Kunstschlosser Günther Kuban den Leuchter, die Wandleuchter und wohl auch die sechs schmiedeeisernen Altarleuchter. Die Symbole des Kronleuchters nehmen Elemente des Schriftgestalters Rudolf Koch auf. Der oberste Ring zeigt die vier Evangelisten: Markus (Löwe), Matthäus (Engel), Lukas (Stier), Johannes (Adler). Im mittleren Ring sind Taufe und Abendmahl sowie das Apostolische Glaubensbekenntnis abgebildet und im unteren Ring die Dreieinigkeit Gottes sowie in neun Symbolen das Vaterunser.

Es ist ein Glücksfall, dass die Christuskirche nicht allein in ihrer Architektur, sondern auch in ihrer ursprünglichen Ausstattung erhalten ist. Behutsame Veränderungen und Rückführungen haben der Gemeinde einen ungemein stimmigen Bau und stimmungsvollen Raum der großen Zeit des westfälischen Kirchenbaus erhalten.

Die Ausstattung der Kirche ist in den letzten Jahren sorgsam erweitert worden: Seit 2012 zieren in der Weihnachtszeit Krippenfiguren des Bildhauers Bernhard Vielstädte aus Herzebrock die Christuskirche. Seit 2004 steht im Altarraum ein schmiedeeiserner Osterleuchter des Warendorfer Kunstschmieds Rolf Pfandt. Seit 2006 schmücken Paramente von Annett Hildebrand aus Dresden Kanzel und Altar und seit 2007 erweitert ein Schimmel-Flügel unter der Westempore die kirchenmusikalischen Möglichkeiten.

In der jüngsten Zeit sind wichtige Restaurierungsarbeiten durchgeführt worden: in den Jahren 2003/04 die Sanierung des Dachstuhls und des originalen Turmhahnes sowie die Neueindeckung und Verschieferung des Turmhelmes; in 2005 die Sanierung der historischen Verglasung durch die Firma Hein Derix aus Kevelaer; in 2006 die Sanierung des Terrazzofußbodens, die Wärmedämmung des Dachbodens und die Erneuerung der Heizung. Und in 2007 erfolgte die Sanierung des Kronleuchters mit Vergoldung der Symbole sowie die Neuintonierung und Erweiterung der Ott-Orgel durch die Firma Karl Schuke aus Berlin.

Diese Maßnahmen und die Unterstützung vieler Gemeindeglieder sichern den Erhalt der kleinen Christuskirche mit ihrer spannenden, reichen Ausstattung – sodass dort noch lange das Lied erklingen mag: „Ach wie wird an diesem Ort meine Seele fröhlich sein!“

Adresse der Kirche:

August-Wessing-Damm/Eingang Friedrichstraße
48231 Warendorf

Ansprechpartner:

Ev. Kirchengemeinde Warendorf, Pfr. Herwig Behring, Oststraße 58, 48231 Warendorf, Tel. 0 25 81/28 06, Mail: Herwig.behring@ek-warendorf.de, Volker Hedrich, Emsgrund 28, 48231 Warendorf, Tel. 0 25 81/31 90, Mail: h.hedrich@gmx.de

Angebote:

Kerzenecke, Fürbittenbuch, Bibel und Gesangbuch.

Angebote für Radfahrer:

Bank (geplant), Fahrradständer, WC-Benutzung, E-Bike-Ladestation

Fahrradrouten in der Nähe:
  1. Europaradweg R1 (ca. 800m)
  2. EmsRadweg (ca. 800.m)
  3. Radrundwege 102/203 (ca. 800m)
  4. 100-Schlösser-Route (ca. 800m)
  5. Route Historische Stadtkerne (ca. 800m)
  6. Grenzgängerroute (ca. 800m)
Materialien:

Gemeindebrief, Festschrift „100 Jahre“ Christuskirche Warendorf“, Flyer Förderverein und diverse aktuelle kirchliche Angebote und Informationen.

Öffnungszeiten:

Mai bis September: montags bis sonntags 11.00 bis 17.00 Uhr; Oktober bis April: samstags und sonntags 11.00 bis 17.00 Uhr (außer während der Gottesdienste)

Ev. Christuskirche in Warendorf